22.08.:
Am Flughafen von Frankfurt gibt es eine riesige Schlange bei den Kontrollen. Ein Aufruf: „Alle Fluggäste nach Havanna am Gate F müssen dieses sofort verlassen“, beunruhigt mich. Ich entschließe mich die Schlange zu wechseln und mich einfach bei der VIP Schlange „anzustellen“, denn dort gibt es eigentl. keine Schlange. Das geht dann also recht zügig. Nur meinem Sprachcomputer wird nicht so ganz getraut, also ab zu so einem Typen, der es inspiziert. Nach 5 Minuten bin ich auch durch diese Kontrolle.  Schnell geht es weiter in den Bus (danke für deinen Anruf Melanie! Du hast mir die Busfahrt erleichtert.) und dann in die Condor.
Ein Pärchen fragt freundlich, ob ich mich nicht woanders hinsetzten könnte, sodass sie zusammen sitzen können. Ich lehne ab und erkläre Ihnen, dass ich den Platz reserviert habe. Also fragen sie den Cubaner vor mir, sodass er sich zu mir setzt. Schnell kommen wir ins Gespräch und er erzählt mir, dass er für einen Monat in Dänemark war. Er spricht Deutsch, weil er mal in
Deutschland studiert hat. Er ist von Beruf Tanzlehrer und schlägt sich in der Nebensaison mit Übersetzungen durch.
Iván gibt mir auch freundlicherweise seine Adresse und seine Telefonnr… vielleicht kann er mir mal Salsastunden geben, natürlich umsonst. Er weist mich auch nochmals darauf hin, dass ich in Cuba aufpassen sollte.
Ausländer haben es nicht so einfach. -.- Na das macht mir ja Mut.
20:15 Uhr: Landung in Habana. Sofort finde ich meinen Koffer und gehe zum Ausgang. Eine Menschenmasse kubanischer Einwohner steht am Ausgang um auf Leute zu warten. Mir ist dabei etwas mulmig. Ich bahne mir,
ein bisschen ängstlich, einen Weg durch die Menschenmenge in der Hoffnung, nicht schon gleich beklaut zu werden. Mit meinen Blicken suche ich Herrn Bancrofft und auch Percy mit seiner Mutter.
Percy hält ein großes Schild hoch auf dem mein Name steht. Ich sehe es zunächst garnicht, erst als Brenda (seine Mutter) mich antippt und fragt, ob ich Josh sei.
Senor Bancrofft trudelt erst etwas später ein, Percy hat ihn ausfindig gemacht. Zur Begrüßung lädt mich Percy erstmal auf eine TuCola ein (die heimeigene Cola), welche weniger als die Hälfte einer normalen kostet.
Mein Professor erklärt mir noch einmal, dass wir innerhalb der nächsten drei Tage mein Visum ändern müssen. Percy wird mir morgen behilflich sein, das in die Wege zu leiten. Mit einem Lada (20 Jahre altes russisches Auto)
ging es dann ersteinmal tanken. Brenda und Percy sind so nett, mir am Abend noch die Cujae zu zeigen und dann geht es quer durch Habana zu Angela y Carlos, meinem ersten Casa Particular (offizielle Unterkunft).
Angelita ist sehr nett, auch wenn sie nur Spanisch sprechen kann, so ist sie doch sehr hilfsbereit und bringt mir Spanisch bei. Oh man, ich hab meine Spanischkenntnisse echt ein bisschen überschätzt. Naja, kommt Zeit, kommt
Spanisch.
Der Stadteil (Vedado) in dem ich wohne, scheint eher ein besserer zu sein. Nur wenn es hier schon so verfallen aussieht, wie sieht es dann woanders aus? Ich bin gespannt.

23.08.:
Die erste N8 war horror. Die Hitze lässt einen nicht schlafen und wenn ich die Klimaanlage anstelle ist das ein riesen Getöse. Am Morgen um 7 Uhr werde ich dann von einem Hahn in der Nachbarschaft geweckt. Percy (welcher übrigens auch Architekturstudent der Cujae ist), erklärt mir später, dass sich viele Leute Haustiere halten wie Hühner oder Schweine (manchmal müssen die aus Platzmangel im Bad wohnen), sodass die Leute noch einen kleinen Nebenverdienst haben.
Nach einem „reichhaltigen“ Frühstück mit Guaguyaba Saft, Guyaguaba Marmelade, Kaffee und „Baguette“ beschließe ich Iván (den Tanzlehrer) zu besuchen. Also stiefel ich mit Flip Flops los (autsch, hatte hinterher riesige Blasen) und mich in Habana Vieja durchgefragt. Eine süße Kubanerin ist so nett, in seinem Zimmer anzurufen.Als er runter kommt freut er sich sehr mich zu sehen. Schätze wir machen die nächste Woche mal was.

So gegen 16 Uhr kommt dann Percy mit seiner Mutter. Bis jetzt habe ich immer noch keine Euros in CUC umgetauscht. Wird echt mal höchste Eisenbahn. Ganz kurze Erklärung: CUC ist gleichgestellt mit dem Dollar, heißt nur eben CUC und ist eine Art Touristenwährung. CUP hat ca.  1/25 Wert von CUC und ist für die Kubaner. Man kann damit Lebensmittel auf dem Markt kaufen und Bus fahren… Kubaner sind also ganz scharf auf die CUCs der Touristen, weil damit viel mehr möglich ist.
Percy, seine Freundin Mercy (an Eltern: welche übrigens auch Paloma kennt, die nur eine Straße weiter wohnt, wir aber nicht besuchen konnten, da sie gerade noch in Russland ist), Mama Brenda und ich fahren also mit dem Lada ein wenig durch die Gegend. Dabei erklärt mir Percy, teilsweise auf Englisch, teilweise auf Deutsch, die einzelnen Denkmäler, Hotels, Straßen, Häuser und mir wird dabei einiges klar. Z.B. das Percy nahezu ALLES benennen kann. Mit Daten und Geschichten und warum das alles für die Kubaner so wichtig ist.
Sie zeigen mir jeden einzelnen Stadtteil und später auch ein Haus in einer ganz verarmten Gegend, welches Percys Großvater gehörte und nun ihm und seinem Bruder. Es ist total verkommen, aber sie wollen es in den nächsten Monaten aufpeppeln (und wenn ich Sie sage, dann meine ich auch mich, denn ich gehör scheinbar nun dazu 😉  ). In der Nachbarschaft besuchen wir noch kurz eine gute Freundin und dann geht es weiter Richtung „vornehme Gegend“ von Habana.
Am beeindruckendsten finde ich Marina Hemingway, ein alter Yachthafenkomplex wo früher die Reichen und Schönen wohnten (Frank Sinatra, Marylin Monroe etc.). Heute leben dort Venezuelaner, welche krank sind und hier operiert werden. Das ist für Venezuelaner umsonst, da Venezuela auch viele Dienste für Cuba erweist.
In Playa, Santa Fé setzten wir dann Mercy ab. Endlich geht es zum Abendessen in Richtung Percys Haus. Ein ganz ganz GANZ fantastisches Haus. Percy, seine Ma, sein Bruder und seine Oma haben dort wirklich viel Platz. Percy zeigt mir alles und auch das Zimmerchen auf dem Dach, eine Art Studio, welches aber noch nicht fertig gebaut ist. Hoffentlich in 4 Wochen, wenn ich dort einziehen soll.
Hui, viel Text. Ich könnte noch so vieles mehr schreiben, über die Ansichten Percys und seiner Ma, über deren Verhältnisse zum Geld etc. etc. , aber ich mach hier erstmal einen Punkt    .

24.08.:
Heute muss ich Sellos kaufen. Damit kann ich morgen hoffentlich mein Touristenvisum in ein akademisches wechseln. Hoffentlich klappt das alles, denn noch gibt es einige Probleme die ich zu bewältigen habe.

Avatar von hoshoway

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Eine Antwort zu „Der Anfang in Havanna”.

  1. Avatar von Denise

    Hab Dich grad durchs Kuba-Forum gefunden und lese hier ganz gespannt. Ich bin zwar auch in einem Monat auf Kuba, doch ’nur‘ als Rucksack-Touri. Auf jeden Fall schon mal schön, hier was von dort zu lesen. Ich bleibe gespannt dabei!

    Viele Grüße
    Denise

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